Franz Pfuisi ist Weg nach Pakistan, nach Quetta zum Bolan-Pass, an der Grenze zu Afghanistan. Die Taliban haben die Macht in Afghanistan übernommen… In Afghanistan ging das Licht aus, Flüchtlingsströme, Verzweiflung und mitten drin meine Familie.
Ereignisse überschlugen sich
Franz Pfuisi: Ich versuche hier zusammen zuschreiben, warum ich Hals über Kopf losgereist war. Diesesmal, habe ich erstmals auch mit der Videokamera versucht die Ereignisse festzuhalten. Das ist mein erster Video-Blog. Es sind 34 Videos online. Am Besten du schaust die Serie vom Anfang an um die einzelnen Videos im Zusammenhang besser zu verstehen.
Meine Familie muss aus Afghanistan flüchten.
Reisebereicht – Original auf www.pfuisi.org
Ereignisse überschlugen sich
Ich versuche hier zusammen zuschreiben, warum ich Hals über Kopf losgereist war. Diesesmal, habe ich erstmals auch mit der Videokamera versucht die Ereignisse festzuhalten. Das ist mein erster Video-Blog. Es sind 34 Videos online. Am Besten du schaust die Serie vom Anfang an um die einzelnen Videos im Zusammenhang besser zu verstehen.
Kein Vorgang ist grundlos, sondern alles Geschehen hat seine Ursache und ist notwendig.
Leukipp (5. Jhdt. v. Chr.), griechischer Philosoph, Begründer des Atomismus mit Demokrit
Quelle: Nestle, Die Vorsokratiker in Auswahl, 1908. 1.
Danke für die Unterstützung
Vorab: Alle Ausgaben sind privat. Danke an alle Menschen, die hier und Masomah zu Hause unterstützt haben. Viele gemeinsam konnten so viel bewegen, es mußten hunderte Anträge und Formulare ausgefüllt werden, und nachwievor ist es nicht vorbei. Ein Teil von Masomahs Familie ist noch in Kabul.
Danke an Thomas aus Kanada, der für viele Kosten der Familie aufgekommen ist.
Wenn du unterstützen möchtest, wende dich bitte an den Verein FIVESTONES.
Reisebericht: #Grenzerfahrung21
001: Anreise zur Afghanischen Grenze
Heute mache ich mich auf den Weg nach Pakistan, nach Quetta und zur afghanischen Grenze. Diese Reise war nicht geplant, nein es haben sich einfach alle Ereignisse überschlagen. Es ging so schnell, obwohl die Familie und Masomah schon Monate zuvor Vorkehrungen getroffen hatten, aber es war alles umsonst, alle Visa, alle Tickets alles ist innerhalb von Minuten weggewesen. Ein großer Teil meiner/ ihrer Familie wohnt in Kabul und Mazār-i Šarīf.
Wir bekamen den Schrecken in Österreich live mit (Masomahs Bruder arbeitet beim Flughafen), als der Flughafen überrannt wurde und sich Menschen von außen an Flügzeuge hängten, aus lauter Verzweiflung haben sie nicht mehr losgelassen, bis…. sie dann von oben in die Tiefe gestürzt sind oder erforen waren. Wenn Mütter ihre Babies über die Zäune werfen und den letzten Grashalm der Hoffnung ergreifen, damit zumindest ihr Baby, noch raus kommt. Ja, dann ist Feuer am Dach!
Assad, der Mann meiner Nichte war Polizist in Afghanistan und seine Kameraden von der Polizeiwache wurden gestern entführt. Das hat Sakena ins Telefon geweint. Wie ich das hörte, haben wir sofort gehandelt.
Assad, der übrigens in einem Einsatz gegen die Taliban angeschossen wurde, Sakena und die kleine Rubina (ein 6 monate altes, entzückendes Baby) müssen da raus. Wir haben vorgeschlagen, dass sie es doch nicht über die Grenze nach dem Iran versuchen sollten, sondern nach Pakistan. Ich werde, dann da sein und sie bei der Grenze abholen. Das war unsere Idee.
Um 20ig Uhr haben wir telefoniert, eine Stunde später sind sie aufgebrochen und ich hab schon einen Flug nach Quetta (wo ist das nochmal?) gebucht. Leider bin ich erst um Mitternacht draufgekommen, dass ich auch ein Visa brauche und dass das Reisen in der Pandemie-Zeit nicht ganz so einfach wird. Masomah hat die ganze Nacht durchtelefoniert und ich hab einen Rucksack gepackt. Masomah hatte das die letzten Tage schon sehr extrem. So viele Hilferufe aus ihrem Vaterland.
Ich habe mich von Masomah und unserem kleinen Buben verabschiedet und bin mit dem Zug losgefahren. Noch am Bahnhof vor der Abfahrt war es ungewiss, ob ich überhaupt ausreisen darf, da ich noch kein Visum und keine PCR-Tests im Rucksack hatte. Bei der Zugfahrt hab ich andauernd mit der pakistanischen Botschaft in Österreich telefoniert und parallel dazu alle Hebel in Gang gesetzt um diese Papiere zu bekommen. Kurz vor Wien bekam ich endlich das Visum, und dieser Zug hatte 45 Minuten Verspätung, so konnte ich die Dinge welche ich noch schnell zu organisieren hatte, Geld abheben, Proviant kaufen, mit meinen Eltern und meinem Bruder telefonieren nicht mehr schaffen. Ich konnte meinem Bruder nur sagen, dass ich jetzt auf dem Weg bin.
002: In Quetta: #Grenzerfahrung21
Erster Tag in Pakistan. Ich bin in Quetta unterwegs und beginne mit der Suche nach meiner Familie. Da diese Reise nicht geplant war wurde ich von Pakistan überrascht. Für mich ist es so eine Mischung aus Afghanistan und Indien. Naja, auch nicht verwunderlich, Pakistan liegt ja geographisch genau dazwischen. Jetzt muss ich mich erst mal zurecht finden, ich telefoniere oft mit Masomah, die parallel zur gleich Zeit versucht in Österreich Hilfe zu bekommen. Deshalb wird sie die nächsten Wochen immer wieder im Fernsehen und in den Zeitungen zu sehen sein.
Weiterlesen: #Grenzerfahrung21: Meine Familie muss aus Afghanistan flüchten„Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht.“
Marie von Ebner-Eschenbach
003: Wenn du kein Geld hast: #Grenzferfahrung21
Shit! Diese blöde Zugverspätung in Wien. In der Türkei am Flughafen hat der Bankomat nicht funktioniert und da ich keinen gültigen PCR-Test hatte musst ich in Dubai am Flughafen in Quarantäne. Außdem hab ich ja ganz vergessen, dass es einen Gebietslock auf meiner Bankomat-Karte gibt. Das heißt ich kann hier in Pakistan kein Geld abheben. 50€ hatte ich in bar mit. Und jetzt?
Glücklicherweise konnte ich hier sehr schnell neue Freunde finden. Ein ganz besonderer Mensch ist Ali. Er betreibt gemeinsam mit seinem Bruder eine Autowerkstatt mit Ersatztteilhandel (dazu gibts in Video 029 mehr). Ali spricht super Englisch und er ist ein super Kerl. Er und seine Familie haben mich mit Essen und Geld versorgt.
„Eine gute Tat ist eine solche, die ein Lächeln der Freude auf das Antlitz eines anderen zaubert.“
Mohammed
So denken die Leute hier (und in sehr vielen Länder, die ich bereiste). Ich bin sehr dankbar.
004: Wo bin ich da? | Grenzerfahrung21
Meine ersten Eindrücke von Pakistan/ Quetta/ Hazara town.
Hazara Town ist sowas wie ein eigener Staat in der Stadt Quetta. Es hat eigene Stadtmauern und Wachposten. Es ist gar nicht so leicht nach Hazara Town zu kommen.
Ich werde x-mal kontrolliert. Und später auf dieser Reise muss ich beim Stadtaufseher vorsprechen. Es sind alles Afghanenen hier in Hazara Town, es sind die Hazara eine Ethnie die seit so langer Zeit von anderen Ethnien unterdrückt wird. Sie sprechen Dari, das ist auch mein Glück, da ich ja ein paar Sätze Dari kann und das hat genügt um dem Stadtoberhaupt zu überzeugen, dass ich keine Bedrohung darstelle.
Es ist so afghanisch hier. Genau so wie in Kabul, die selben Menschen, das selbe Essen und die selben Eindrücke. Runderhum der Stadtmauern ist der riesen große Bezierk Belutschistan, genau das Gebiet wo die Taliban wohnen, rekrutiert und ausgebildet werden.
Die Afghanen mussten aus ihrem Land flüchten und jetzt sind sie genau dort gestrandet, wo die Gefahr herkommt. Es gibt immer Wieder Anschläge auf die Hazara hier, die Bomben sind nicht weit weg und die Angst hier ist zu spüren.
005: Fußball in Quetta | #Grenzerfahrung21
Es wird Fußball gespielt. Fußball verbindet.
Mit dem hätte ich am zweiten Tag nicht gerechnet. Wir, Ali, der Usbek und weitere Freunde gehen heute zum Fußball. Es ist ein Übungspiel auf einem wunderschönen Fußballplatz. Die Arena ist hell beleuchtet, man sieht den Lichtkegel über dem Stadion schon von weitem.
Wow, wie aufregend. In meiner Jugend hab ich auch viel Fußball gespielt, auch vereinsmäßig und ich kann die Begeisterung von den Spielern aber so was von nachvollziehen.
Mein Opa mütterlicher seits, konnte das mit der Fußballbegeisterung nie ganz nachvollziehen. Er sagte oft folgendes:
Gebts doch jedem einen Ball, dann streitens weniger.
Mein Opa (in den 80er Jahren)
Aber, genau dass macht es aus, sonst könnte man ja auch jonglieren :).
Dieser Abend tat gut, nach all der Aufregung und all dem was auf dieser Reise noch kommen wird, ist das Fußball zuschauen, mitklatschen und bei jedem Tor abfeiern eine Wohltat.
006: Familie gefunden 🙂 | #Grenzerfahrung21
Mann, was bin ich froh, dass wir diese Möglichkeiten mit den Handies haben. Whatsapp, Messenger und GoogleMaps. Ohne dem Zeug hätten wir uns hier wohl niemals gefunden. Aber der Reihe nach.
Masomahs Weg
Masomah wurde als kleines Kind bei einem Raketenanschlag in den frühen 90er Jahren in Afghanistan schwer verletzt. Sie hatte damals das Glück, dass sie von einer Hilfsorganisation erstversorgt und dann nach Deutschland ausgeflogen wurde. Die haben ihr Leben gerettet hat.
An dem Tag, genau vor 30ig Jahren, hatte es ihr späterer Adoptivvater Walter nicht so leicht wie ich jemanden im Ausland wiederzufinden. Masomah wurde nach einigen Wochen wieder nach Afghanistan zurück gebracht. Aber es gab eine Familie die das kleine unschuldige Mädchen in ihr Herz geschlossen haben und sie wußten, dass das kleine dürre Ding keine Zukunft in Afghanistan hatte. Sie haben es irgendwie geschafft mit Masomahs Mama in Afghanistan in Kontakt zu kommen und bitteten die Mama um die Erlaubnis Masomah adoptieren zu dürfen. Masomahs Mama willigte ein. Boah, dass muss man sich mal vorstellen, das eigene Kind weggeben zu müssen, aber ihre Mutter wußte auch, dass es für die Kleine in Afghanistan keine Hoffnung gab.
Sie haben ausgemacht, dass Walter nach Pakistan kommt um das Mädchen abzuholen. Afghanistan ging damals nicht. Ich hab keine Ahnung wie Walter es geschafft hat, aber ich bin unglaublich dankbar, dass er damals losgezogen war, sonst hätte ich Masomah wohl nie getroffen.
30ig Jahre später
Ich chatte die ganze Zeit, mit Masomah die gleichzeitig mit Sakena in Kontakt ist. Wo sind sie? Sind sie schon über die Grenze? Was ist los? Wo?
Masomah hat mir die Koordinaten und eine Adresse geschickt. Ja, sie sind schon da! Oh mein Gott! Was bin ich erleichtert, dass sie über die Grenze geschafft haben und alle drei und gesund und überhaupt. Ich weine und schnappe mir einen Rikscha Fahrer, der mich zur Adresse bringen soll. Es ist irgendwo in Hazara Town bei einer Moschee, dort soll ich hin. Jemand wird mich abholen. Ich fahre gute 30 Minuten durch die Gegend. Ich kann mich auf nichts konzentrieren, ich bin so überglücklich, dass es Assad, Sakena und Rubina geschafft haben.
Ich bin bei der Moschee. Immer wieder fragen mich Leute, was ich den hier tue? Diese Gegend ist doch nichts für Touristen. In der Moschee frage ich nach ob ich hier richtig bin und überraschender Weise sagt mir ein Australier-Afghane in Aussie Englisch: „Ja du bist hier voll richtig, setzt dich hin und iss mit uns“. Ich kann nichts essen, ich kann nur an meine Familie denken. Der Aussie Mann, erzählt mir von seiner Familie und warum er auch hier ist. Er war gestern angekommen, seine Familie ist unterwegs von Kandahar über die Berge hierher. Sie mussten auch fliehen. Also macht dieser Mann genau das selbe hier, was ich auch tue. Wir warten auf unsere Familien.
Nach einiger unruhiger Wartezeit, kommt ein junger Mann – Najibullah und sagt zu mir: „Do you France“. Ja, das bin ich – mir kommen die Tränen und er sagt, ich bringe dich jetzt zu deiner Familie. Es ist nicht weit, gleich hier komm, komm, komm. Der Aussie küsst meine Hand zum Abschied und wir umarmen uns. „Danke dir!“ sagt er noch und ich gehe weg.
Wir gehen ein paar hundert Meter und Najibulla klopft an eine Blechttüre. Sie öffnet und ich sehe Assad. Wir umarmen uns! Dann gehen wir gemeinsam in einen Raum und dort warten schon Sakena und Rubina. Wie ich Rubina das erste Mal in meine Arme nehmen konnte, kamen mir schon wieder die Tränen.
007: Mixed Tea | #Grenzerfahrung21
Die Video Serie hab ich 2 Monate nach der Reise veröffentlicht. Jeden Tag ein Video, deshalb hab ich kürzere Clips mit weniger Traurigem eingebaut. Das ist eines dieser Füller. Übrigens, haben 129 Menschen meinen Youtube-Kanal deabonniert, nach dem ich die Pakistan #Grenzerfahrung Videos angefangen hatte hochzuladen. Aber, egal das ist mein Kanal, das ist mein Leben und es ist mir wichtig auch andere Seiten von meinem Leben zu zeigen. Ich bin so priviligiert. Ich hatte so ein Glück in dem sicheren, schönen Österreich geboren zu werden.
Ich mag diesen mixed tea. Der schmeckt super lecker.
Was hast du lieber? Kaffee oder Tee? Als Youtuber pflege ich ja immer zu sagen: „Schreibs unten in die Kommentare, was dir lieber ist ;)“.
008: Vor der Flucht. | #Grenzerfahrung21
Was bedeutet Flucht für dich?
Flucht ist etwas, das wir als Österreicher entweder als Bedrohung unseres Wohlstands oder dem unendlichen Leid der Flüchtender verbinden. Millionen von Menschen sind täglich auf der Flucht. Sie flüchten vor Terror, Angst und Klimakatastrophen. Flucht gab es schon immer und wird es auch zukünftig geben.
Wir als entwickelte Spezies haben die Pflicht Menschen zu helfen. Unser Bundespräsdent Alexander van der Bellen hat folgendes gesagt:
Es ist unsere Menschenpflicht, mit humanitärer hilfe jenen zur Seite zu stehen die in Not sind.
Alexander van der Bellen (einem Tag nachdem die Taliban Afghanistan erobert hatten)
009: Die Flucht | #Grenzerfahrung21
Assad erzählt mir unglaubliches. Ihre Flucht von von Afghanistan nach Quetta war der Horror. Sie wurden gedemüdigt, das ganze Geld wurde ihnen abgenommen. Auch musste Assad seine Papiere vernichten, denn falls die Taliban mitbekommen hätten, dass er für die Polizei gearbeitet hatte, wäre das sein Todesurteil gewesen. Sie mußten schwere Strapazen auf sich nehmen um überhaupt hier her nach Quetta zu kommen.
Heute Flucht von Afghanistan in die Hauptstadt von Pakistan.
Ohne Ausweispapier geht gar nichts. Ohne Geld noch weniger und ohne Freunde bist du verloren.
Wir sind noch in Quetta. Freunde haben uns aufgenommen und uns Essen gegeben. Wir versuchen zu Informationen zu kommen, wie wir von hier nach Islamabad kommen könnten. Es ist verdammt schwierig, da durch die aber taunsenden Flüchtliche aus Afghanistan neue Kontrollen im Land aufgebaut wurden. Angeblich, gibt es 5 große Kontrolposten von Quetta am direkten Weg nach Isalmabad, aber da ist eine Gebirgsstraße und die kann man nicht umfahren. Das sind so die ersten Infos, die ich bekam.
Gleichzeitig haben wir durch reden mit anderen Afghanen einen Schlepper organisieren können. Man muss dem viel Geld bezahlen, aber er „garantiert“, dass wir sicher in Islamabad ankommen. Ok, heute gehts gleich los.
Warum Islamabad?
Ich wollte unbedingt, dass wir in die Großstadt fahren. Da ich dachte, dass die Chancen für Papiere größer und die Angst vor ständigen Kontrollen dort weniger ist. Hm. Hätte ich nur vorher gewußt wie das wirklich wird. In Islamabad ist die Österreichische Botschaft, alle Botschaften sind dort. Auch sind die großen Hilfsorganisation dort angesiedelt. Hier in Quetta gibts gar nichts, also in den ersten Wochen nach der Machtübernahme der Taliban, war die pakistanische Regierung überfordert mit dem massiven Zulauf von Flüchtlingen. Aber, und das muss ich Pakistan hoch anrechnen. Pakistan hat die Grenzen nicht verschlossen, sondern sie haben alle afghanischen Flüchtlinge passieren lassen. Zumindest durften sie rein. Sonst gabs aber keine Idee, was man machen kann. Die Hilfsorganisation (die mit den vielen Millonen Dollar) hatten auch noch keine Idee, dass solte die nächsten 2 Wochen so bleiben.
Wir fahren los
Es ist 6 Uhr in der Früh – wir konnten am Vortag doch nicht losfahren, da der Schlepper nicht bereit war (was damit gemeint ist, hab ich dann später erfahren).
Wir verabschieden uns von unseren Freunden in Hazara Town. Sie geben uns noch Wasser und je einen Schokoriegel mit und wünschen uns, dass wir gut ankommen. Der Fahrer ist ein Paschtune, der uns für Geld führt und er kann nur wenig Englisch. Aber ich weiß jetzt wie wir fahren werden. Wir werden nicht den direkten Weg nach Islamabad nehmen, sondern…
010: Nach der Flucht | #Grenzerfahrung21
Boah! Es war so mega anstrengend. Wir hatten viel Angst, dass uns die Polizei aufhält, oder dass wir in eine Kontrolle geraden. Wir sind nun 24 Stunden oder so durchgefahren und hatten nur 2 kleine Pausen gemacht. Rubina ist sichtlich angeschlagen sie weint kaum noch und sie ist irgendwie abwesend. Die letzten Tage waren einfach viel zu viel für so einen kleinen Menschen. Ein 6 monatiges Baby sollte nicht in so einer Situation sein müssen. Nein! Niemand, kein Mensch sollte jemals in eine solche Situation kommen dürfen. Die Realität sieht aber anders aus. Millionen von Kinder, Eltern, Geschwister, Großeltern sind täglich in solchen Situation. Sie sind auf der Flucht.
Im Morgengrauen fahren wir auf Islamabad zu und haben schon eine Bleibe für die nächsten 2 Nächte ausmachen können. Das Internet und das Telefonieren hilft hier sehr. Übrigens, um es vielleicht als ÖsterreicherIn besser zu verstehen. Ohne gültigem Pass und ohne Visum dürfen einen Herbergen, Hotels, Unterkünften und Privatpersonen nicht aufnhemen. Das steht unter hohen Strafen. Das wir später noch ein größeres Problem werden.
Endlich sind wir angekommen, bei anderen Afghanen 2 Stunden außerhalb von Islamabad. Wir packen unsere Sachen aus. Jeder hat nur einen Rucksack mit ein paar Dingen, meiner war der größte, was wiederum echt schockierend ist. Ich konnte nichts mit nehmen von all dem Zeug, dass ich braucht und dann stell ich mir vor wie es meiner Familie geht. Die haben ihr ganzes Leben in winzige Rucksäcke gepackt, das meiste vom Inhalt ist für Rubina.
Wir bekommen Tee und Sakena und Rubina versuchen gleich am Fußboden einzuschlafen. Ich gehe nochmals raus. Es regnet, mein Kopf dröhnt, denn der Schlepper hatte die Musik so laut aufgedreht, dass ich mich wie in jungen Jahren in einer Großraum Disko fühlte. Das tat er, damit er nicht einschläft, sagt er. Ich werde noch ein kurzes Video mit dem Handy aufzeichnen und überlege geleichzeitig wie es nun weitergehen soll. Ehrlich gesagt. Ich hab keine Ahnung wie es nun weitergeht. Ich denke, wir sollten bald zur österreichischen Botschaft. So google ich die Bedingungen für einen Termin. Uff. Termine. Das wird nicht leicht und auch ist es schwierig richtige Informationen auf der Website zu erhalten. Deswegen muss ich mir was anderes überlegen. Ich hau mich für 2 Stunden aufs Ohr und dann entscheide ich was wir tun.
Ich brauche Hilfe und mehr Informationen. So entschließe ich mich, alleine nach Islamabad zu gehen und die Familie vorübergehen hier zu lassen. Es gibt zwei Freunde in Islamabad, die ich nur von Facebook kenne. Die werde ich fragen.
011: Islamabad Wonderful City | #Grenzerfahrung21
Via Facebook kontaktiere ich meine Kumpels. Sie haben sofort eingewilligt, dass ich zu ihnen kommen kann. Sie wohnen in einem Flüchtlingshaus in einem turbulentem Stadtviertel. Dort muss ich hin. Ich aktiver Google Maps und mit den Koordinaten kann ichdem Taxifahrer genau sagen wo ich hin muss. Wow ist Islamabad anders als Quetta. Hier ist es richtig grün. Es gibt Palmen und Wiesen, nicht wie in Quetta, wo es keinen einzigen grünen Grashalm gibt.
Ich bin da Google Maps fragt mich ob ich zufrieden mit der Navigation bin. Ja, das bin ich – 5 Sterne Feedback. Ich steige aus dem Taxi aus und telefoniere mit Ali (erstmals), sonst haben wir uns immer nur geschrieben. Er sagt am Telefon, dass er mich schon sieht. Und da kommt er schon, er sieht noch besser aus als auf seinem Facebook-Profil Foto. Ein junger sportlicher Kerl. Er gibt mir eine Umarmung und sagt: Willkommen in Islamabad. Dann gehen wir schon in die Flüchtlingsunterkunft rein. Es sind sehr viele Leute hier. Kinder die am Boden mit Steinen spielen. Erwachsene die aufgeregt mit jemanden telefonieren. Wir gehen in den ersten Stock und Ali stellt mir Karim seinen Kumpel vor. Karim, sagt, dass ich sein Bett nehmen soll und er auf dem Boden schläft. Wow. Aber, ich sagte, hey lass mich morgen wieder kommen. Ich gehe in eine andere Unterkunft für heute Abend, denn ich muss noch viele viele Telefonate fürhen und das wahrscheinlich die ganze Nacht durcht. Alright – see u tomorrow then.
Gegenüberliegend gibts eine Unterkunft, dort checke ich ein und gehe gleich auf mein Zimmer. Uuuf. Das erste Mal seit langem wieder Ruhe und alleine sein. Das brauche ich jetzt. Nach dem Duschen telefoniere ich gleich mal mit Masomah und erzähle alles was wir erlebt, hatten und wo ich jetzt bin. Wir schmieden einen Plan.
Am nächsten Tag gleich in der Früh checke ich wieder aus der Herberge aus und gehe zu Ali und Karim. Doch bevor ich überhautp in die Flüchtlingsunterkunft reinkomme werde ich schon von anderen Afghanen umzingelt und viele fragen mich, ob ich irgendwie helfen kann, andere erzähen mir gleich ihre Geschichte und andere wiederum Umarmen mich und heißen mich willkommen.
Flüchtlingsunterkunft in Islamabad
Es ist so weird/ schräg. Ich wohne in einer Flüchtlingsunterkunft in Islamabad und die meisten hier sprechen Deutsch. What? Ja, es sind all die Flüchtlinge, welche von Deutschland und Österreich nach Afghanistan abgeschoben wurden und die es nicht lange in Afghanistan ausgehalten haben, aus verschiedensten Gründen (Verfolgung, Angst, die Familie ist aus Afghanistan weg, usw….). Ich werde dir ein paar Lebensgeschichten von den Menschen hier erzählen. Das ziehe ich jetzt vor, natürlich haben ich nicht alle Geschichten gleich am ersten Tag gehört. Es ist auch eine Grazer Familie hier.
Die Grazer Flüchtlinge
Mah, mir tut mein Herz weh wenn ich an das zurückdenke. Es ist hier ein Mann, er spricht steirischen Dialekt, er ist mit seiner Frau einer Inderin und ihren zwei Kinder hier in diesem Flüchtlingsheim gestrandet. Wie kommt es, dass ihr jetzt hier seid frage ich. Er beginnt auf steirisch zu erzählen. Ich arbeite bei einer großen Grazer Firma am Fließband und wir haben einen Wohnung am Grießplatz mitten in Graz. Wir wußten, dass das mit den Taliban bald losgeht, deswegen wollte ich, dass meine Kinder ihre Großeltern nochmals sehen können, bevor sie sie wahrscheinlich viele Jahre nicht mehr sehen werdenkönnen. Ich hab drei Wochen Urlaub genommen und wir sind nach Kabul geflogen. Ach was haben sich meine Eltern gefreut die Kinder zu sehen. Für die Kids, war und ist das eine fremde Welt, sie kennen nur Graz und ihren Kindergarten bzw. die Vorschule. Aber sie haben auch gespürt wie wichtig es dem Papa ist, dass sie sich alle sehen.
Kurz bevor mein Urlaub vorbei war und wir sollten 3 Tage später mit dem Flugzeug von Afghanistan abheben und wieder nach Hause nach Österreich fliegen sind die Taliban einmaschiert. Unsere Tickets waren ungültig und hm. keine Ahnung – niemand konnte uns helfen. Es war ein füchterliches Chaos. Ich hatte Angst um meine Kinder, deshalb sind wir nicht nochmals zum Flughafen in Kabul gefahren. Aber ich ahnte schon, dass es ab jetzt immer schwieriger wird dort rauszukommen. Hey warte sagte ich: „Du hast doch einen Österreichischen Pass und die holen dich bestimmt zurück“. Er werwiederte, ja ich schon aber meine Frau nicht. Meine Frau ist Inderin und außerdem im 6 Monat schwanger. Ich kann sie hier doch nicht zurücklassen. Ufff. Ihr habt nicht geheiratet. Nein, sagte er wir lieben uns und wir hatten immer gedacht. Ja heiraten, aber später mal. Das wurde uns jetzt zum Verhängnis und bedeutet, dass uns Österreich hier nicht helfen wird. Wir müssen nach Pakistan. Sie haben die selbe Route genommen, wie wir ein paar Tage zuvor.
Mehr zu den Geschichten kommt bald.
Statement bei der Schah-Faisal-Moschee (engl. Shah Faisal Masjid, Urdu شاه فيصل مسجد), die Nationalmoschee von Pakistan.
012: ICRC International Committee of the Red Cross in Pakistan
Das rote Kreuz. Das International Committee of the Red Cross in Pakistan. Ach, was hab ich Hoffnung, dass sie meiner Familie helfen können. Auf ihren Websiten wird so viel versprochen. Aber können sie es halten?
013: Bei der Österreichischen Botschaft in Islamabad
Wie hilft Österreich den Menschen in Not? Ich bin bei der Österreichischen Botschaft in Islamabad um für die Familie, das nötigste zu fragen- Papiere, Hilfe um eine sichere Unterkunft zu finden, Erstversorgung für das Baby.
Wie hilft Österreich den Flüchtlingen aus Afghanistan. Es gibt ja von der Regierung eine ZERO Refugee Anweisung. Was ich bei der Botschaft in Pakistan erlebt habe ist echt erschreckend und traurig.
Ich möchte nochmals auf das was unser österrischeer Bundespräsident Herr Alexander Van der Bellen gesagt hat erinnern:
Es ist unsere Menschenpflicht, mit humanitärer hilfe jenen zur Seite zu stehen die in Not sind.
Alexander van der Bellen (einem Tag nachdem die Taliban Afghanistan erobert hatten)
Aber was hier wirklich gemacht wird und ob die Österrische Regierung willens ist, das so zu leben steht auf einem anderen Blatt.
014: UNHCR in Islamabad : Wie helfen sie den Füchtlingen?
Ich bin mit der Familie bei #UNHCR in Islamabad. Werde sie uns helfen? Auf der UNHCR Website wird auch so viel versprochen, was sie dann wirklich machen steht auf einer anderen Seite.
UNHCR hilft nicht direkt, sondern sie arbeiten mit Sub-Organisationen zusammen. Zwei Wochen nachdem die Taliban die Herrschaft in Afghanistan übernommen haben läuft die Hilfe endlich an. Es werden Camps in Quetta und anderen Orten errichtet. Außerdem können sich die Flüchtlinge jetzt über Sharp registrieren. Aber es ist schlimm. Was ich hier erlebe, welche Steine den Flüchtlingen in den Weg gelegt werden. All das werde ich hier bald zusammen schreiben.
015: Siehst du das Licht am Ende des Tunnels?
Ich bin sehr traurig. Alle machen die Augen zu vor dem Leid der Afghanen. Das ICRC, die Österriches Botschaften, der UNHCR. Niemand hilft.
So frage ich mich: „Gibt es das Licht wirklich? Liebe, Friede, Gleichberechtigung, Menschlichtkeit. Licht?“
016: Rückschläge | Grenzerfahrung21
Ein Rückschlag nach dem anderen. Ich habe mir das als Österreicher, mit Reisepass, Visum und Geld, einfacher vorgestellt. Aber es ist schwierig, sehr schwierig.
017: Es Werden Immer Mehr | Grenzerfahrung21
In de Zwischenzeit kommen immer mehr und mehr Flüchtlinge aus Afghanistan nach Islamabad. Ich sehe jeden Tag neue Gesichter. Neue traurige Kinder.
018: DANKE! |Grenzerfahrung21
Was mich aber immer wieder aufheitert und mich motiviert nicht aufzugeben, das bist du. Danke für deine Nachricht. Danke für deine Spende an FIVESTONES.at
019: Ob das Auto noch ein Pickerl bekommt? – Taxifahren
Wochenends versuche ich abzuschalten. Nicht an die ganzen Rückschläge mit den Behörden, den Botschaften und den Hilfsorganisationen zu denken. Deshalb besuche ich mit meinen Freunden Ali und Karim einige Sehenswürdigkeiten in Islamabad.
Und ja, die Taxis sind cool und speziell. Heute hab ich das mal kurz zusammengefasst.
020: Ausflugsziel Islamabad – Daman-e-Koh – Endlich WE
Endlich ist Wochenende. Die Behörden und Hilfsorganisationen haben zu, deswegen versuche wir dem Alltag zu entrinnen und fahren auf den Berg zu Daman-e-Koh. Das ist eine Aussichtsplattform und Garten. Es geht hier richtig rund, für Kinder gibt es viel zu sehen und auch zu spielen. Affen gibt es hier auch viele 🙂
021: Karachi Compania – Der Markt in Islamabad
Heute ist Markttag 🙂 – Bäcker, Uhrenmacher, Früchte, Gewürze Nussverkäufer. Hier am Karachi Compania, findest du alles was man sich wünscht.
022: Regen in Pakistan
Wie enttäuschend alles ist. Wie aussichtslos für die afghanischen Flüchtlinge.
Nicht nur der Himmel weint.
023: Zurück Nach Quetta – Ich verlasse Islamabad
Heute fahre ich zurück zur afghanischen Grenze. Es ist nicht schön, dass ich jetzt die Familie und meine neuen Freunde hier in Islamabad zurücklassen muss. Aber es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich muss zurück.
024: Autopanne im Taliban Gebiet
Diesmal fahr ich nicht über den Süden, sondern ich fahre mit einem Taxi den kürzesten Weg von Islamabad nach Quetta. Dazu müssen wir über die hohen Berge und auch quer durch das Taliban Gebiet nach Balochistan. Heute werde ich noch in Quetta ankommen. Oder?
025: Tankstellen In Pakistan
Immer wenn wir am Weg tanken bin ich entzückt von den Tankstellen.
Hast du so ne Tankstelle schon mal gesehen? Schreibs in die Kommentare.
026: Zurück in Hazara Town
Hazara Town ist so speziell und auch schön. Ich mag die Hazara und ihre Kultur, Gasfreundlichkeit sehr gerne.
Unterwegs in Hazara Town mit meinem Kumpel Ali.
027: Eisverkäufer in Hazara Town
Wenn der Eismann kommt in Hazara Town. Diese Musik hörst du überall und die Kinder freuen sich sehr.
028: Musikvideo – Quer durch HazaraTown (Quetta) mit dem Motorrad
Die Musik ist von meinem genialen Freund Juan Pablo Esmok Lew. Ein super Musiker aus Argentinien. Es gibt einen eigenen Beitrag – schaust du hier: /musik-ist-was-feines/
Das Lied heißt: „Donde Quieras Que Estés“.
Abonniere Juan Pablos Kanal: https://www.youtube.com/user/1Signifificativo
Mit dem Motorrad unterwegs in Hazara Town. Ali ist ein guter Fahrer 🙂
029: Ali’s Car Repair Shop in Hazara Town
This is one of the most known car shops in Hazara Town. Directly on the main road. Ali and his brother are happy to get your car repaired.
030: Bart Ab 🙂 Wow! 0,25€ Für Eine Rasur im Barber Shop Quetta
Bart ab, Bart ab 🙂 – Frohe Weihnachten und alles Gute zum Geburtstag mein Liebling :).
031: Schüsse in Quetta | Grenzerfahrung21
Ich wurde eben von Schüssen geweckt.
032: Drachenbauen In Hazara Town (DIY) – Gudiparan Bazi
Heute zeigen dir die Kids, wie man einen Flugdrachen selbst baut. Die Jungs sind wahre Spezialisten und haben mir soviel erklärt, welche Materialien, worauf zu achten ist und wie der Wind am Besten sein soll.
033: Sicherheit für PFuisi, aber was ist mit den anderen?
Die letzten Tage durfte ich mich nicht mehr frei bewegen. Ich wurde meist von 4 Polizisten, 4 Männer von der Antiterrroeinheit, 2 Geheimdienstmitarbeiter und 2 Soldaten bewacht. Heute gehts weiter nach Karachi.
034: The last video of the series: Grenzerfahrung21 | PFUISI is HOME
Different feelings, sadness, helplessness, happiness, friendship … I need a few days to process it all. This is the last video of the Youtube series # Grenzerfahrung21
Ein paar Fotos zur Reise
Die Fotos findest auf im Original Beitrag auf www.pfuisi.org
Jetzt hast du einen Eindruck, was ich in Pakistan gemacht habe. Ich werde, diesen Bericht noch weiter ausbauen und vorallem auch die Rechtschreibfehler irgendwann mal korrigieren.
Für Fragen an Franz schreib es in die Kommentare und für mehr besuche seinen Youtube-Kanal: https://youtube.com/pfuisi